Roadmap zum Brand-Behavior
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FACHBEITRAG

Roadmap zum Brand-Behavior … oder die Herausforderung Werte erlebbar zu machen

Die Begriffe für die interne Markenführung sind vielfältig: Internal Branding, Behavioral Branding, Brand-Engagement bis hin zum Brand-Driven Changemanagement. Im Kern ist dabei vor allem das Verhältnis von Marke und Mitarbeitern gemeint und damit die Frage: Wie bringen wir die Marke zum Leben? Eine Roadmap soll einen konzeptionellen Bezugsrahmen schaffen, der über kreative Einzelmassnahmen hinausgeht und doch ein pragmatisches Vorgehen ermöglicht.
Vom Internal Branding zum Brand-Behavior

Internal Branding steht synonym für interne Markenführung. Damit ist ein integrierter Managementprozess zur Verankerung der Marke im Unternehmen gemeint – mit starker Wirkung gegenüber Kunden und Stakeholdern. Dies stellt Unternehmen vor grosse Herausforderungen. Denn mit dem Internal Branding sind letztlich viele Wirkungsdimensionen einer Marke betroffen – von der internen Produktentwicklung, über die Kommunikation bis hin zur Unternehmenskultur und zum Mitarbeiterverhalten. In der Praxis hat sich gezeigt, dass es Sinn macht, zu priorisieren und zu fokussieren. Auf jeden Fall gilt es, die Begrifflichkeit und die damit verbundenen Erwartungshaltungen zu klären und abzugrenzen. Geht es darum, die Marke und das Mitarbeiterverhalten aufeinander abzustimmen, rücken die Führungsprinzipien (Leadership) und generell die Ausrichtung des Human- Capital-Management (Personalarbeit) auf die Marke ins Zentrum des Vorgehens. Strukturelle Voraussetzung dafür ist eine enge organisatorische Verknüpfung der beiden oft getrennt operierenden Einheiten Branding und HR, sowie ein Selbstverständnis der HR als proaktiver Prozessgestalter im Sinne der Marke. Für die Terminologie empfiehlt sich ein Begriff, der im Gegensatz zum Internal Branding die Verhaltensdimension zum Ausdruck bringt: Brand-Behavior. Alternativ kann es je nach Verständnis im Unternehmen auch zielführend sein, den Terminus «Marke» anders zu benennen und den Fokus mehr auf die Werte zu legen, von einer Kulturinitiative zu sprechen oder von einer Customer-Centricity-Initiative. Gemeint sind aber in jedem Fall die Inhalte und Eigenschaften der Marke, die es als Führungsinstrument zu nutzen gilt.

Die Ausgangslage analysieren, die Ziele definieren

Der Hintergrund für einen Brand-Behavior-Prozess kann sehr unterschiedlich sein. Es empfiehlt sich, diesen Hintergrund genau zu identifizieren: Eine neue Unternehmensstrategie, Fusionen und Übernahmen, Reorganisationen, Anpassungen im Markenportfolio, Markenrevitalisierungen, neue Kundenbedürfnisse, Imageprobleme oder erwünschte Veränderungen in der Unternehmenskultur. Diese Ausgangslagen verlangen nach unterschiedlichen Zielsetzungen, Vorgehensweisen und Massnahmen. Der folgende Vorschlag skizziert die wichtigsten Themen einer Roadmap, die modular je nach Prioritäten funktioniert und Orientierung bietet für das strategische und konzeptionelle Strukturieren des Themas. Die einzelnen Module variieren dabei von Fall zu Fall in ihrer Detaillierungstiefe.

Die Roadmap zum Brand-Behavior
1. Die Grundlagen

In den Grundlagen werden die Inhalte der Markenstrategie und damit verbunden die Markenstory in vier Module übersetzt. Es sind dies die Module Messaging, Leadership, Customer-Centricity und Employer Branding. Im Zentrum steht der einzelne Mitarbeiter als Dreh- und Angelpunkt. Die vier Module verfolgen dabei ein Ziel: Die Marke im Alltag der Mitarbeiter relevant zu machen, damit sie letztlich auch für externe Stakeholder erlebbar wird. Mit dieser Anzahl Module und in dieser Kombination lässt sich sowohl ein ganzheitlicher Ansatz verfolgen als auch ein pragmatisches Vorgehen mit Quick-Wins.

Messaging: Die Kernbotschaften für alle Aktivitäten definieren
Aufgabe ist das Ausarbeiten von Kernbotschaften für die weiteren Instrumente und die Kommunikation – der rote Faden der Veränderungskommunikation. Dazu gehören die interne Zielgruppensegmentierung, die Markenstory (falls noch nicht vorhanden) als emotionale und erzählerische Vermittlung der Markenwerte, sowie die zielgruppen-spezifischen Kernbotschaften. Modulare Textbausteine als Quick-Wins für Präsentationen und Reden können hier bereits rasche Wirksamkeit erzeugen.
Leadership: Die Führungsprinzipien etablieren
Die Markenwerte werden in Führungsprinzipien übersetzt. Dazu gehören ein gemein-sames Verständnis bezüglich der Rolle von Führungspersonen sowie konkrete Verhaltensangaben. Diese können als Train-the-Trainer-Toolkit zur Verfügung gestellt werden.
Customer-Centricity: Die Standards für das Kundenerlebnis klären
Die Markenwerte werden als die vom Unternehmen erwarteten Verhaltensstandards für Mitarbeiter formuliert. Dazu gehören Servicestandards, Hilfestellungen für Beratungsprozesse sowie zur Kundenpflege sowie Standards zum Reklamationsmanagement. Derartige Standards sind nicht als Korsett zu verstehen, sondern sie dienen zur Sensibilisierung und Befähigung der Mitarbeiter.
Employer Branding: Das Arbeitgeberprofil schärfen und die Kontaktpunkte für Mitarbeiter identifizieren
Hier werden die markenstrategischen Grundlagen mit den Instrumenten des Human Capital Managements abgeglichen. Die Praxis zeigt, dass nur mit den «richtigen», zur Marke passenden Mitarbeitern, ein markenorientiertes Verhalten realisierbar ist. Darum ist das Employer Branding ein wichtiger Beschleuniger für das Brand-Behavior. Mit dem Mitarbeiter im Zentrum haben das Brand-Behavior und das Employer Branding eine gemeinsame Grundlage. Fokussiert das Employer Branding auf die attraktive Positionierung der Marke als Arbeitgeberin mit entsprechenden Angeboten und Leistungen, so formuliert das Brand-Behavior, welches Verhalten gegenüber internen und externen Stakeholdern erwartet wird. Beide stärken sich gegenseitig und gehören zu einem integrierten Brand-&-Talent-Management. Im Sinne einer Grundlage auf dem Weg zum Brand-Behavior gehören zum Modul das Entwickeln der Arbeitgeberpositionierung für die Zielgruppen im Arbeitsmarkt sowie das Identifizieren der Kontaktpunkte und Instrumente entlang der Employee-Journey (Mitarbeiterlebenszyklus) seit der Rekrutierung. Ebenso gilt es die künftigen HR-Angebote (Arbeitsmodelle etc.) als Proof Points der Arbeitgeberpositionierung festzulegen.
2. Die Konzeption der HR-Instrumente entlang der Employee-Journey
Im Anschluss an die Grundlagenmodule geht es darum, die einzelnen HR-Instrumente entlang der Employee-Journey zu konzipieren und zu entwickeln. Diese reichen vom Interviewleitfaden für die Rekrutierung über überarbeitete Stellenprofile bis hin zu markenbasierten Kompetenzmodellen zur Mitarbeiterbeurteilung.
3. Das Nutzen weiterer Themenmodule

Je nach Möglichkeit werden weitere Themen, die für das Brand-Behavior relevant sind, auf die Marke ausgerichtet. Viele Unternehmen sind noch weit entfernt davon, entsprechende Synergien zu nutzen, da das Markenmanagement noch als klassische Kommunikationsdisziplin verstanden wird. So bringt die Nutzung des Innovations- oder Ideenmanagements beispielsweise den Vorteil, dass über das Messen von eingereichten und umgesetzten Mitarbeiterideen ein relevanter KPI bezüglich Mitarbeiterengagement und – verhalten vorliegt.

4. Kommunikation: Die Vermittlung orchestrieren
Auf Basis der internen Zielgruppensegmentierung werden die Massnahmen der Kommunikation für die phasenweise Implementierung nach Prioritäten definiert. Ein Storymodul als Quick-Win kann hier rasche Sichtbarkeit erzeugen: filmisch und fotografisch umgesetzte Kurzgeschichten und Erfolgsgeschichten rund um die Marke, mit persönlicher und emotionaler Relevanz für die Mitarbeiter. Einsetzbar auf verschiedenen Medien – vom Intranet bis zu Präsentationen. Die bestehenden oder auch neuen Medien der internen Kommunikation werden im Sinne der Grundlagenmodule überarbeitet und ergänzt. Je nach Ausgangslage kann eine zusätzliche interne Initiative oder Kampagne (z.B. mittels Microsite) ein starkes Signal setzen und mehr emotionale Identifikation schaffen.
5. Evaluation: Den laufenden Erfolg überprüfen
Für die Erfolgsprüfung hat sich bewährt, verschiedene Instrumente zu kombinieren. Diese reichen von unternehmensinternen Instrumenten wie der Nutzung des Ideen- oder Innovationsmanagements bis hin zu klassischen Mitarbeiterbefragungen. Wichtig sind auch externe Kennzahlen, da mit dem Steuern von Verhalten letztlich der Kunde profitieren soll. Darum sind die Kundenzufriedenheit sowie ergänzend Indizien aus dem Arbeitsmarkt heranzuziehen.
Ein möglicher Prozess
Ein idealtypischer Prozess berücksichtigt sowohl ein systematisches Vorgehen wie auch die zentrale Bedeutung von Quick-Wins für die rasche Wirksamkeit im Unternehmen.
Die wichtigste Stossrichtung: Ein kontinuierlicher Wandel in kleinen Einheiten

Als zentrale Hebel im Sinne von Erfolgsfaktoren für eine erfolgreiche Implementierung haben sich sechs Themen herauskristallisiert:

1. Rekrutierung (Employer Branding): Nur mit den passenden Mitarbeitern lässt sich der erwünschte Wandel erzielen. Das Employer Branding ist ein wichtiger Treiber des Brand-Behaviors.

2. Mitarbeiterbeurteilung: Das Einarbeiten der Markenwerte in Kompetenzmodelle und Beurteilungssysteme zielt auf konkretes Verhalten und schafft eine verbindliche Grundlage.

3. Ideenmanagement: Vorschläge auf die Frage «Was muss sich ändern, damit ich in meiner Arbeit im Sinne der Strategie erfolgreicher sein kann?» schaffen konkrete Verbesserungen.

4. Toolkit für Teamworkshops: Der Wandel beginnt im Kleinen und damit beim einzelnen Mitarbeiter und in Teamstrukturen. Entsprechende Arbeitsinstrumente helfen erste kleine Schritte zu unternehmen.

5. Führungsschulung: Am Thema Führung führt kein Weg vorbei. Die Befähigung der Führungspersonen hat höchste Priorität.

6. Erfolgsgeschichten: Das emotionale Erleben von Best Cases hilft, Vorbilder zu schaffen. Dazu gehören filmische Porträts und Kurzgeschichten.

Letztlich gilt, wie in der Markenführung generell: Es sind nicht einzelne kurzfristige Projekte, die zum Erfolg führen. Es geht darum, langfristig einen Prozess zu gestalten, der über kleine Schritte in kleinen Einheiten auf einen Weg der kontinuierlichen Verbesserung führt.

Pascal Geissbühler ist Creative Director beim Beratungsunternehmen Branders in Zürich.

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